Mit Kraft, Präzision und Herz: Wie das THW mit Schere und Spreizer Leben rettet
Wenn Schrottautos zu Lebensrettern werden
Gestern war ein besonderer Tag für die Bergungsgruppe unseres Ortsverbandes. Auf dem Übungsgelände standen mehrere Schrottfahrzeuge bereit – und mit dabei: unser hydraulischer Rettungssatz, bestehend aus Schere und Spreizer. Diese beiden Geräte gehören zu den wichtigsten Werkzeugen auf dem Gerätekraftwagen (GKW) der Bergungsgruppe. Ihre Bedienung erfordert nicht nur Muskelkraft, sondern auch ein hohes Maß an Feingefühl und Erfahrung – denn wenn es darauf ankommt, müssen sie millimetergenau eingesetzt werden.
Mit enormer Schneidkraft trennt die hydraulische Schere nicht nur Stahl – sondern oft auch das Schicksal eines Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Spreizer und Schere sind keine Maschinen – sie sind Werkzeuge für Menschen in Ausnahmesituationen.
Die Bergung – das Herz des THW
Der Bereich „Bergung“ ist das Fundament des Technischen Hilfswerks. Als es vor über 75 Jahren gegründet wurde, war die Idee klar: technische Hilfe in Notlagen, durch Menschen, die freiwillig Verantwortung übernehmen. Seitdem hat sich viel verändert – aber eines ist gleich geblieben: das Herz des THW schlägt in der Bergung. Dort, wo es laut wird, staubig, unübersichtlich – dort sind wir zuhause.
Ein solcher Übungstag ist für unsere Helferinnen und Helfer mehr als nur Praxis: Er ist eine Möglichkeit, mit dem Gerät vertraut zu bleiben, Techniken zu verfeinern und auch die körperliche Belastung realistisch zu erleben. Denn wer mit Schere und Spreizer arbeitet, braucht mehr als nur Kraft – man braucht Vertrauen ins Team, Routine in der Technik und ein Gespür für den Menschen, der gerettet werden soll.
Personenrettung ist Präzisionsarbeit
Ein verunfalltes Auto sieht selten so aus wie im Lehrbuch. Es ist deformiert, verdreht, voller Spannung – und manchmal kaum zugänglich. Genau das haben wir gestern trainiert: Türen aufspreizen, Fahrzeugteile gezielt abtrennen, Öffnungen für eine schonende Rettung schaffen. Das alles unter realistischen Bedingungen. Dabei wurden auch neue Helfer an die Geräte herangeführt – unter Anleitung, mit Respekt, aber auch mit Stolz. Denn dieser Moment, in dem sich ein Stück Metall unter kontrollierter Kraft öffnet – das ist oft der Moment, in dem jemand eine Chance aufs Leben bekommt.
Wo alles beginnt: Die Grundausbildung
Was viele nicht wissen: Beim THW kann jeder mitmachen – auch ohne Vorkenntnisse. In der Kreis-Grundausbildung wird man systematisch und praxisnah an alle Aufgaben herangeführt. Von technischer Gerätebedienung bis zur Ersten Hilfe, von Teamarbeit bis Krisenkommunikation. Was zählt, ist nicht, was man schon kann – sondern dass man bereit ist, etwas zu lernen. Und das Team ist immer mit dabei.
80.000 Ehrenamtliche – und jeder zählt
Deutschlandweit engagieren sich rund 80.000 Menschen ehrenamtlich im THW. Menschen mit Beruf, Familie, Verpflichtungen – und dennoch mit dem Wunsch, etwas zu bewegen. Jede Übung wie die gestrige ist auch ein Symbol dafür, was Ehrenamt bedeutet: Zeit schenken, Wissen teilen, Verantwortung übernehmen. Und das alles freiwillig.
Mithelfen geht auch ohne Blaulicht
Du möchtest helfen, aber Technik ist nicht dein Ding? Kein Problem. Auch im Hintergrund gibt es viel zu tun: Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Logistik, Verpflegung – oder über den THW-Helferverein, der mit Spenden die Ausstattung und Ausbildung fördert. Jeder Beitrag zählt – ob mit der Hand am Gerät oder mit Herz und Verstand im Hintergrund.
Lust auf mehr? Komm zum nächsten Dienst!
Wir laden dich ein: Komm vorbei. Lern uns kennen. Sieh dir an, wie aus Stahl Vertrauen wird und wie aus Übung Erfahrung wächst. Der nächste Dienst ist nicht weit – und vielleicht bist du beim nächsten Mal schon mittendrin statt nur daneben.